Samstag, 18. Mai 2013

Tag 4 | Von Fett und Fettn


Pfingstwochenende. Therapien gibt es so gut wie gar nicht heute. Den ganzen Vormittag werden Vorträge über Ernährung, Psychologie sowie gewisse Schulungen A und B abgehalten. Um welchen Inhalt es bei den Letzt genannten geht, konnte ich noch nicht herausfinden.
Nachdem ich heute keine Morgeneinheit habe und trotzdem schon um 6 Uhr wach bin (muss die Luft hier sein) schlafe ich gleich noch einmal bis 8 Uhr ein.
Nach dem Frühstück geht’s also in den Schulungssaal 3. Thema: Ernährung. Eine Stunde lang erklärt uns hier der Diätologe was der Großteil der Anwesenden sicher schon zig mal gehört haben. Mich eingeschlossen. Ohne Bewegung gibt es kein Abnehmen, die Menge machts, lieber Wasser und ungesüßten Tee statt Coke Zero, Fruchtsäfte und die ganzen Light-Produkte zu sich nehmen. Auf den Fettgehalt achten und sich einfach Zeit geben beim Abnehmen. Eine Sache war dann doch noch interessant und es hat mich nicht überrascht, dass das ein Diätologe gesagt hat. Der BMI ist nur ein Anhaltspunkt und kann nicht zu 100% Fettleibigkeit oder Untergewicht anzeigen. Rumms, das hat gesessen! Immerhin sind Muskel schwerer als Fett. Hermann Maier z.B. hatte während seiner Glanzzeit einen BMI von 31. Nicht schlecht für einen schwer übergewichtigen Spitzensportler so viele Siege und Triumphe einzufahren. Danach musste ich kurz über meinen BMI nachdenken. Ich bin zwar kein Spitzensportler, aber wegen den Muskeln warads. Da fällt mir auch gleich ein, dass ich zu Mittag und am Abend nur die halbe Portion am Teller serviert bekomme. Aber bei drei Mahlzeiten am Tag ist mir das nur Recht. Eigentlich esse ich hier viel mehr als zuhause. Mal sehen ob sich am Ende der Rehab das auch gelohnt hat.


Das super Wetter in Althofen ladet natürlich dazu ein so lange wie möglich draußen zu bleiben. So begebe ich mich auf einen ausgedehnten vier Stunden Spaziergang durch die Wälder und Wanderwege der Region. Zwar sind die Wege aufgrund des gestrigen Regens noch etwas aufgeweicht aber das tut dem Spaß keinen Abbruch. Fast schon kitschiges Postkarten-Wetter lässt das Grün der Felder noch intensiver erscheinen.










Zurück ins Hotel und an den Abendtisch. Fettige, aber gschmackige Käsespätzle stehen am Speiseplan. Nachdem alle Patienten die in der Region leben, also ca. 70%, nach Hause fahren und sich vom Essen abgemeldet haben, ist der Speisesaal dementsprechend leer. Auch unser Tisch ist von sechs auf zwei Personen geschrumpft. Nichts desto trotz zeigen wir Flagge und begeben uns auf den Kur- und Rehabpfad. So nennt man den Weg von der Klinik zur 5 Gehminuten weiter entfernten Buschenschank. Sehr tolle Hütte wo nur Eigenprodukte angeboten und verkauft werden. Und das zu einem Preis den sich so mancher Heuriger bei uns abschauen könnte. Das Apfelmost nicht so ganz meine Geschmacksnerven trifft merke ich auch nur bei der „ersten Hoibe”. Nach ein paar Most und Zirbenschnäpse gehts zurück in die Klinik. Natürlich rechtzeitig kurz vor 21.45 Uhr um bei der letzten Runde noch ein “Schlaftablettale” bestellen zu können. Eine kleine aber feine Herrenrunde steht an der Bar und ein Witz jagt den nächsten. Irgendwie habe ich das Gefühl auf einem Dorffest zu sein, das sich alle untereinander kennen. Es werden Geschichten ausgetauscht und natürlich bei fortgeschrittenem Alkoholkonsum versucht den jeweiligen Vorredner zu übertrumpfen. Man tauscht sich aus wer wohl den schlimmsten Rausch ever hatte. Als der Letzte in der Runde mit zwei angeblich komatösen Tagen schon siegessicher das Bier zum Siegesschluck ansetzte, meldet sich ein älterer Herr an der Bar, der die ganze Zeit offensichtlich mit beiden Ohren bei dem alkoholisiertem Schwanzvergleich zugehört hat. Er spricht zu seinem Spritzerglas im besten Simmeringer Slang und würdigt dabei der Runde keines Blickes: „Oida, i woar 40 Joar Postler. Dazö ma nix von ana Fettn.“
Amen und Gute Nacht.

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