05:15 Uhr. Der Tag beginnt recht unausgeschlafen. Schuld war nicht die Aufregung sonder ein kleiner Zwerg der sich die halbe Nacht zwischen seinen Eltern hin und her gewälzt hat. Hauptsache der Kleine pennt und wacht nicht auf bevor ich die Wohnung verlassen habe. Sonst kann das noch ein Drama werden obwohl ich ihm und seiner Schwester schon ein paar Tage davor die Situation erklärt habe. Beide haben mir das Gefühl gegeben es verstanden zu haben. Darauf wetten würde ich jetzt allerdings nicht. Kinder eben.
Noch schnell den Kids einen Abschiedskuss vorsichtig auf die Wange gedrückt und der Frau einen etwas leidenschaftlicheren. Schließlich sieht man sich die nächsten drei Wochen nicht.
Angekommen am Meidlinger Bahnhof steht schon der Railjet Richtung Villach bereit. Noch 10 Minuten bis zur planmäßigen Abfahrt. Also noch schnell zum Ströck und dann rein in den Zug. All zu viele Leute haben wohl keinen Bock auf Villach. Der Zug ist relativ leer und somit nenne ich einen Vierer-Platz mit Tisch mein Eigen für die nächsten 3:20 Stunden. Die Fahrt selber verläuft recht unspektakulär.
Chris Lohner weißt uns darauf hin, dass sich die Ankunft in Althofen um 10 Minuten verspäten wird. Mit meinen geschulten Screen-Augen habe ich diese Entwicklung bereits am Monitor oberhalb von mir seit Bruck mitverfolgen können.
Althofen. Ein kleiner, überschaubarer Dorfbahnhof an dem genau zwei Leute aus dem Zug steigen - ein älterer Herr und ich. Schnell wurde aufgrund der Trollys, Taschen und dem suchen nach dem Ausgang (man musste durch eine Unterführung) sichtbar, das wir beide ein gemeinsames Ziel haben - die Reha-Klinik. Der Taxifahrer den ich am Tag davor über die Klink bestellt habe, wartet bereits auf mich. 5 Euro für eine Fahrt durch Althofen den Berg hinauf zur Klinik. Ist wahrscheinlich der Bergzuschlag.
Der Altersdurchschnitt wird von mir in der Aula der Klinik drastisch nach unten korrigiert. Ich bin hier der mit Abstand jüngste Patient. Das ändert sich auch nicht als die Erstuntersuchungen in den Ordinationen beginnen und ich in die Runde der wartenden Meute mit Stützstrümpfen, Krücken und Rollatoren bewaffnet blicke. Nachdem meine zuständige Ärztin alle Formalitäten aufgenommen, mich untersucht und meinen Therapieplan für die ganzen drei Wochen erstellt hat, kann ich endlich auf mein Zimmer. Allerdings ist es schon kurz vor 13 Uhr und ich sollte doch noch etwas zu Mittag essen, meinte die Frau Doktor. Also ab in den mir zugewiesenen Speisesaal 3 (von insgesamt 8). Dort erhalte ich auch noch eine Einweisung wann ich in den nächsten Wochen zum Essen erscheinen soll. Frühstück von 7-9 Uhr, Mittagessen um 11.30 Uhr (pünktlich!) und Abendessen um 17.30 Uhr (genau, auch pünktlich). Auf meine Frage, ob ich auch etwas später kommen kann, erhielt ich eine freundliche aber auch sehr bestimmte Antwort von der Chefin vom Speisesaal 3 im perfektem Kärnter-Slang:”Whissan Se, dos Essen is do gstafflt. Bei so vü Leit is des a (und jetzt in Hochdeutsch) Organisations-Thema. Also, wennst (sie schwenkt ins Du, mir eh lieber) schaust, dast immer pünktlich do bist, wer ma no freind, wohl. Mogst nu a Suppal?” Meldung angekommen und verstanden. Außerdem wurde mir mein Platz für die nächsten Wochen gezeigt. Sitz! Erinnert mich ein wenig an das Bundesheer nur sind hier die Frauen die das Kommando haben.
Das Essen selber ist jetzt keine Offenbarung aber ich hatte schon schlechteres Essen in 5 Sterne Lokalen gegessen.
Mein schnuckeliges Standard-Einbettzimmer hat alles was man benötigt. Also TV und WLAN und ein Fenster. Schnell die Sachen ausgepackt und raus in die Natur! Nachdem keine Wolke der Sonne im Weg steht suche ich mir eine Bank aus und genieße die Sonne sowie die schöne Aussicht über Althofen, die Berge und Wälder ringsherum.
Um 16 Uhr gibt es noch eine Begrüßungsrede inkl. der eindringlichen Erklärung zu seinen Therapien ja nicht zu spät zu kommen oder gar zu versäumen. Hier gilt als Ausrede “nur der Todesfall”. Ha ha ha. In Anbetracht der doch weit fortgeschrittenen Alterung der Anwesenden kam diese Auflockerung der Atmosphäre nur bedingt gut an. Zum Abschluss wird uns noch mitgeteilt, dass unsere Therapiepläne morgen ab 7 Uhr an der Therapieleitstelle (dieses Wort...) abzuholen sind.
Oha, schon 17 Uhr! Noch schnell aufs Zimmer und frisch machen für das Dinner. Wenigstens sind meine fünf Tischnachbarn (wir sind der einzige Männertisch im ganzen Speisesaal 3) alle sehr nett. Zu den Kärntern und Steirern gesellt sich also jetzt auch noch ein Burgenlandkroate aus Wien. Witzigerweise sind die Kärnter alle zweisprachig. Ja, Sachen gibts!
Die Presswurst wollte partout nicht auf meine Gabel geschweige in meinen Magen. Somit musste das Salatbuffet herhalten und ich geh relativ hungrig zurück in mein Zimmer. Es gibt zwar einen Kiosk der Snacks und Getränke zu fairen Preisen verkauft, allerdings nur bis 13 Uhr. Ok, Check. Morgen wird eingekauft. Egal bin eh schon Hundemüde.
Ah, Europa League-Finale! Na da schau ma doch. Nachdem ich pünktlich zum 2:1 von Chelsea aufgewacht bin, dreh ich die Kiste ab und schlaf weiter.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen