Nach knapp 12 Stunden Schlaf ist mein Körper wieder voll in der Spur. Schlafen ist doch noch immer das beste Heilmittel und in dieser Disziplin macht mir auch keiner ein X für ein U vor. Die Gene machens.
Wie bereits gestern angekündigt stehe ich bereits um 07:00 Uhr im Plantschbecken. Mich beschleicht ein leicht schlechtes Gefühl wegen Gestern und gebe 25 Minuten Vollgas. Die Therapeutin muss mich sogar einbremsen und ermahnt mich während der einzelnen Übungen Pausen zu machen. Ich fühl mich gut heute und könnte Bäume ausreißen. Also im übertragenen Sinn.
Da ich erst um 09:30 Uhr die nächste Therapiesitzung mit Ultraschall habe, gönne ich mir ein ausgedehntes Frühstück und lass mir Zeit dabei. Leider muss ich mit ansehen, wie ein junger Patient plötzlich zusammensackt und regungslos am Boden liegen bleibt. Blitzschnell sind 4-5 Ärzte mit einem Defibrillator im Speisesaal eingetroffen. Das heißt für gewöhnlich nichts Gutes. Ich sehe noch aus dem Augenwinkel, dass sie ihm eine Infusion anhängen und ihn dann aus dem Speisesaal auf einer Bahre führen. Ich kann vorwegnehmen, dass der Patient am Abend bereits wieder an seinem Platz gesessen ist und einen stabilen Eindruck gemacht hat.
Was mir aber erst im Nachhinein aufgefallen ist, dass es keine Schaulustigen gab. Der Speisesaal war nicht mehr voll und diejenigen die noch da waren, versuchten die Situation auszublenden und unterhielten sich weiter wie als wenn nichts geschehen wäre. Ich denke, dass hier speziell bei den älteren Menschen eine gehörige Portion Angst mit im Spiel war. Wenn hier schon so ein junger Patient einfach umfällt, was wenn...
Später habe ich noch von Waltraud (Speisesaal-Chefin) erfahren, dass letztes Jahr ein Patient während dem Essen zusammengebrochen ist und auf der Stelle tot war.
Nach der wieder einmal recht unspektakulären Ultraschall-Behandlung gehts ab zu Silke, zur EHG. Sie hat ihre Drohung von gestern wahr gemacht und gibt mir ordentlich Stoff. Glücklicherweise war ich darauf schon mental eingestellt und ich kann alle Übung zu ihrer vollsten Zufriedenheit abwickeln. Abschließend meint sie auch noch, dass meine Stabilität und Kraft in der Wirbelsäule schon erstaunlich nahe an den 100% sind. *Freu* Also weiterhin alles im grünen Bereich und auf Angriff eingestellt.
Vor dem Essen habe ich noch einen sehr entspannten Termin bei der Fußpflege. Immerhin gehören die Fusserln auch gepflegt und in Form gebracht. Eine Dame mittleren Alters, äußerst attraktiv und junggeblieben in ihrer Art, kümmert sich 45 Minuten lang um meine Treter. Am Weg zurück in den Speisesaal gehe ich wie auf Wolken. Angenehm.
Nach dem Essen, es gab gefüllte Hühnerbrust, geht's ab in die Folterkammer. Auch hier hab ich ja gestern mehr oder weniger nur die Sitze an den Geräten gewärmt. Ich leg wieder überall 5 kg dazu und absolviere Problemlos meine Runde. Am Ende blicke ich auf den Trainingsplan der meinen Verlauf von Anbeginn dokumentiert. Ich habe mittlerweile überall die 3-fache Gewichtanzahl als noch vor 15 Tagen. Das geht, oder?
Die letzte Tageseinheit ist 1 Stunde lang Nordic Walking. Es hat mittlerweile zu Regnen aufgehört und sogar die Sonne lässt sich blicken. Na wenigstens was positives. Nordic Walking - ich kann mich damit nicht anfreunden und versuche meine Abneigung so gut es geht zu verbergen. Die Therapeutin hält am Weg ein paar mal an um bei ein paar Leuten eine Korrektur vorzunehmen. Sprich, sie sollen besser und ordentlich aus der Schulter heraus die Stöcke einsetzen. Sowie der Herr mit dem grauen Shirt. Alle drehen sich in meine Richtung. Auch ich dreh mich um aber da war keiner mehr. Ich war der mit dem grauen Shirt. Und ich war auch der, der sich jetzt ein Loch im Waldboden gewünscht hat. Ein großes. Ich darf einen Catwalk im Wald hinlegen und während ich so an den Leuten vorbei walke schimpfe ich mich gedanklich selber einen Scheißsstreber. Bitte, wie peinlich ist das denn?!? Da vorwiegend Männer in der Gruppe sind, fliegen natürlich auch gleich ein paar niveauvolle Meldungen. Ich lächle und sage nur: „Naturtalent“. Ich lass mich ans Ende der Gruppe zurückfallen und frage mich selber, ob das jetzt soeben tatsächlich stattgefunden hat.
15:00 Uhr Feierabend! 2/3 der Rehab sind somit geschafft. Morgen geht es mit einem Feiertag in den Endspurt. Eigentlich habe ich noch drei Tage Behandlungen muss aber noch sechs Tage hier bleiben. Die Vorfreude aufs Heimfahren steigt.
Nach dem Essen gehe ich noch eine Runde schwimmen bevor der DVD-Abend beginnt. „Die Verurteilten“ stehen am Programm. Einer, wenn nicht der Beste Gefängnisfilm überhaupt. Absolut Empfehlenswert!
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